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Fassaden und Feuer

By Knauf Insulation
11. November 2019

Rund 200.000 Mal brennt es alleine in Deutschland pro Jahr. Besonders verheerend sind Brände, die ganze Häuser erklimmen und sich von Etage zu Etage fressen. In diesem Zusammenhang fällt häufig das Stichwort Fassadenbrand. Prominente Fälle von Hausbränden mit gedämmten Fassaden haben eine latente Skepsis gegenüber Fassadendämmungen sprichwörtlich angeheizt. Viele Eigenheimbesitzer wurden gar von energetischen Modernisierungsmaßnahmen abgehalten. Doch was ist eigentlich dran an der Angst vor der brennbaren Fassade?

Eines vorab: Man könnte mir vorwerfen, ich sei befangen. Ich arbeite für einen Dämmsystemanbieter, der ausschließlich nicht brennbare Fassaden-Dämmstoffe aus Mineralwolle vertreibt. Trotzdem sage ich: Fassaden in Deutschland sind sicher – egal welcher Dämmstoff eingesetzt wurde. Vorausgesetzt, der Dämmstoff stammt von einem deutschen Anbieter, der ihn in einem geprüften System für die Fassadendämmung einsetzt. Weshalb das so ist, wird im Folgenden geklärt. Es erwartet Sie in dieser Kolumne also kein Schlechtmachen von Schäumen wie EPS. Wir können uns somit in Ruhe um das eigentliche Thema kümmern: Fassaden und Feuer.

Es brennt!

In den vergangenen Jahren wurde von manchen Medien und Dämmkritikern immer dasselbe Bild gezeichnet, sobald ein gedämmtes Gebäude gebrannt hat: Entflammbare Materialien, die im Zuge des „Dämmwahns“ an die Fassade geklebt wurden, haben dazu geführt, dass Leib und Leben in Gefahr geraten sind. Schaut man genauer hin, zeigt sich, dass hinter den Unglücken meist viel komplexere Sachverhalte steckten. Zum Beispiel dann, wenn eine mit EPS gedämmte Fassade brannte, während die Dämmarbeiten noch nicht abgeschlossen waren und der schwer entflammbare Dämmstoff ohne schützende Putzschicht heißen Flammen ausgesetzt war. Wir müssen also mal ein bisschen aufräumen und das Thema schrittweise aufrollen.

Brände vor dem Haus

Zunächst müssen wir klären, welche Arten von Bränden überhaupt die Fassade angreifen. Zum einen wäre das ein Brand, der vor dem Gebäude, direkt an der Fassade, entsteht. Bei einem fachgerecht gedämmten und verputzten Haus genügt hier übrigens keine einfache Papiertonne, die Feuer gefangen hat, um die Fassade in ersthafte Gefahr zu bringen. Es müsste schon eher ein brennendes Auto sein, um die erforderliche Brandlast aufzubringen, damit der Putz abplatzt und der darunterliegende Dämmstoff angegriffen werden kann.

Bei einer Steinwolle-Dämmung würde selbst dieses Szenario in der Regel glimpflich ausgehen, weil der Dämmstoff der Baustoffklasse A1 selbst heißen Flammen lange standhält. Bei zugelassenen EPS-Dämmstoffen könnte die Dämmung tatsächlich anfangen zu brennen bzw. brennend abtropfen. Insgesamt ist dies aber ein Fall, der äußerst selten und damit kein Grund zur Panikmache ist. Abgesehen davon würde ein möglicher Dämmstoffbrand sehr wahrscheinlich spätestens von einem der seit 2016 vorgeschriebenen Brandriegel im Sockelbereich und der ersten Etage gestoppt werden.

Brände im Haus

Die andere und tatsächlich kritischere Sorte von Bränden sind Zimmerbrände, die mit 80 Prozent den Löwenanteil der Feuer in Deutschland ausmachen. Möbel, Teppiche und Elektronik in Zimmern heizen die Flammen bei Zimmerbränden heftig an und entwickeln enorme Zerstörungskraft. Irgendwann platzen die Fenster, viel frischer Sauerstoff kommt hinzu und die Flammen können nun ungehemmt aus dem Fenster lodern.

Für eine Fassadendämmung ist diese Art von Feuern eine enorme Belastung. Um zu verhindern, dass das Feuer die Fassadendämmung im Bereich der Fensterstürze nutzt, um sich auszubreiten, werden in EPS-Fassaden Brandriegel oder Sturzschütze aus nicht brennbarer Steinwolle eingebaut. Diese Sturzschütze befinden sich – wie der Name verrät – über jedem Fenster- und Türsturz. Die Brandriegel sitzen als Alternative dazu im Sockelbereich, über der ersten Etage und dann alle zwei Etagen über den Fenstern sowie am oberen Fassadenabschluss. Die Fassadendämmung ist auf diese Weise sehr gut vor Feuern geschützt. Das Tückische an Zimmerbränden ist jedoch, dass sie trotzdem das ganze Haus erklimmen können. Obwohl manch ein Dämmkritiker in diesen Fällen auch gerne von einem Fassadenbrand spricht, hat die Fassade an sich recht wenig damit zu tun. Schwachstelle sind hier die Fenster.

Brandüberschlag

Wenn ein Zimmerbrand – wie vorher beschrieben – heftig aus den Fenstern schlägt, kann die Hitze selbst Scheiben in den darüberliegenden Etagen zum Platzen bringen. Die hohen Temperaturen entfachen dann neue Feuer in den oberen Zimmern, so dass schnell das gesamte Gebäude in Gefahr ist. Der Brandüberschlag über das Fenster ist deutlich häufiger der Grund für enorme Schäden an Gebäuden und Personen.

Trotzdem ist „Fensterbrand“ kein echter Begriff. Erst recht keiner, der Hausbewohnern das Blut in den Adern gefrieren lässt. Anders schaut das – dank einer lang gepflegten Panikmache – bei den Wörtern „Dämmstoffbrand“ oder „Fassadenbrand“ aus. Angesichts der Fakten absolut zu Unrecht. Abschließend möchte ich mich wiederholen: Fassaden in Deutschland, die mit modernen, zertifizierten Wärmedämm-Verbundsystemen gedämmt wurden, sind sicher. Selbst im Ernstfall verfügen auch die Fassaden, die mit lediglich schwer entflammbaren Dämmstoffen ausgestattet wurden, über Sicherheitselemente wie Brandriegel, damit großer Schaden abgewendet wird. Zu guter Letzt muss ich aber – Sie mögen mir verzeihen – doch noch kurz Partei ergreifen: Die besten Lösungen für den Brandschutz an gedämmten Fassaden sind nach wie vor Mineralwolle-Dämmstoffe wie die von Knauf Insulation.

 

Unser Autor

Michael Leibold ist Produktsegmentmanager WDVS, Flachdach & Blowing Wool bei Knauf Insulation. In seiner Fachkolumne „Hinter der Fassade“ beleuchtet er Themen aus dem Fassadenbereich und erläutert Lösungen für branchenbekannte Herausforderungen. Mehr unter: www.knaufinsulation.de/hinter-der-fassade

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