
Klopf, klopf!
Spechte scheinen eine Vorliebe für gedämmte Fassaden zu haben. Sie klopfen und hacken rigoros teils faustgroße Löcher in Wände. Manchmal ziehen sie gleich danach mit der Familie in die Dämmschicht eines Hauses ein. Doch warum machen sie das? Und wie kann man Schäden durch Spechte möglichst vermeiden?
Vorab eine Warnung an alle, die gegebenenfalls radikalere Maßnahmen gegen aufdringliche Spechte erwägen: Spechte stehen unter Naturschutz und dürfen weder gefangen noch verletzt oder gar getötet werden. Wenn wir also verhindern wollen, dass diese besonderen Vögel Schäden an gedämmten Fassaden verursachen, müssen wir uns damit beschäftigen, wie wir sie von Fassaden fernhalten oder ihnen das Eindringen in die Außenwände etwas schwerer machen können. Zunächst sollten wir aber erst mal klären, warum Spechte so auf unsere Fassaden „fliegen“?
Wer klopft denn da?
Bei Waldspaziergängen oder im eigenen Garten hat man manchmal das Glück, das charakteristische Hämmern der Spechte – um genauer zu sein, der Buntspechte – zu hören. In der Natur kann sich der Mensch daran erfreuen. Viele kennen das Geräusch, das nach einem Miniatur-Presslufthammer klingt, jedoch auch von der eigenen Hauswand. Dann ist das Klopfen des Spechts weniger erfreulich und nicht selten mit Kosten verbunden, da Löcher, die der Vogel mit seinem Schnabel schlägt, zügig verschlossen werden müssen. Geschieht dies nicht, können Feuchtigkeit und Kälte in die Fassade eindringen und noch größere Folgeschäden verursachen.
Foto: Werner Borok, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV)
Vom Baum zur Fassade
Der Grund, warum Spechte Fassaden geradezu anziehend finden, ist simpel: Ein von der Sonne erwärmter Fassadenputz lockt diverse Insekten an. Für den Buntspecht wird die Hauswand dann schnell zum All-You-Can-Eat-Buffet, dem er nicht wiederstehen kann.
Nun liegt es in der Natur dieses Vogels, dass er, wenn er etwas Essbares gefunden hat, in tieferen Schichten weiter nach Leckerbissen sucht. An einem Baum hackt er mit seinem robusten Schnabel durch die Rinde, um allerhand Getier zu finden. An der Fassade schlägt er gegen den Putz und hört – insbesondere bei gedämmten Außenwänden – ein hohles Geräusch, das ihn an faules Holz erinnert. Der hungrige Specht lässt sich blenden, der Jagdtrieb ist geweckt und er macht sich ans Werk, tiefer in den vermeintlichen Stamm vorzudringen.
Reingefallen
Der arme Specht wird sogar noch weiter getäuscht, sobald er es durch den Putz geschafft hat und auf EPS-Dämmung trifft. Diese fühlt sich für ihn an wie weißfaules Buchenholz. Also macht er unermüdlich weiter, denn es könnte ja sein, dass eine dicke Made mit dem nächsten Schlag im Schnabel landet.
Spechte hacken also nicht in die Wand, weil sie sich ein gemütliches Nest bauen und so quasi bösartig unsere Häuser besetzen wollen. Sie haben einfach nur Hunger und fallen auf eine unglückliche und nicht beabsichtigte Täuschung herein. Wenn das Loch erst mal in der Wand ist, kann es jedoch sehr gut sein, dass ein Specht oder auch ein anderer Vogel die Gelegenheit nutzt, in ein praktisches, „nach EnEV gedämmtes Vogelnest“ einzuziehen.
Foto: Werner Borok, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV)
Specht-Attacken verhindern
Methoden, das Hacken des Spechtes zu verhindern oder Schäden an der Fassade zu vermeiden, gibt es viele. Die Erfahrungsberichte über den Erfolg einzelner Maßnahmen gehen auseinander, weshalb man wohl raten muss, verschiedene Ansätze auszuprobieren. Eine Garantie gibt es nicht, jedoch habe ich für Sie fünf erfolgsversprechende Mittel zusammengefasst, die gute Aussichten haben:
Sicher: Der Außenputz trägt maßgeblich zum Erscheinungsbild des Hauses bei und manch ein Bauherr wird auf seinem Rauputz beharren. Glatte Oberputze machen es Spechten jedoch besonders schwer, sich festzuhalten. Findet der Vogel keinen Halt, kann er auch keine Löcher hacken. Da Spechte gerne Gebäudeecken anfliegen, können auch Kantenschutzprofile helfen, das Festkrallen zu verhindern.
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Dicker, harter Putz
Spechte scheinen bei der Nahrungssuche nicht besonders ausdauernd zu sein. Daher kann eine dicke Putzschicht dazu führen, dass der Vogel nach ein paar Hieben die Lust verliert, weil er keinen erkennbaren Fortschritt beim Durchlöchern macht. Dicke Putzschichten sind übrigens nicht nur wegen der Spechte empfehlenswert: Sie sind überdies ein effektives Mittel gegen Schimmel an der Fassade, weil sie Wärme besser speichern und daher schneller trocknen.
- Glatter Putz
Sicher: Der Außenputz trägt maßgeblich zum Erscheinungsbild des Hauses bei und manch ein Bauherr wird auf seinem Rauputz beharren. Glatte Oberputze machen es Spechten jedoch besonders schwer, sich festzuhalten. Findet der Vogel keinen Halt, kann er auch keine Löcher hacken. Da Spechte gerne Gebäudeecken anfliegen, können auch Kantenschutzprofile helfen, das Festkrallen zu verhindern.
- Dämmstoffwahl
Grundsätzlich klingen alle gedämmten Fassaden anders als „normales“ Mauerwerk. Der Klang von EPS hinter der Putzschicht scheint den Specht jedoch besonders zu reizen. In der Praxis zeigen sich deutlich weniger Spechtlöcher in Dämmsystemen, die auf Basis einer Steinwolle-Dämmung aufgebaut wurden. Und auch dann, wenn der Specht trotzdem durch den Putz geschlagen hat, findet er Steinwolle nicht so appetitlich wie Polystyrol.
- Lärm
Hauen und fangen sind tabu! Mit Lärm ärgern hingegen nicht. Schon beim ersten Klopfen sollten Spechte daher verscheucht werden. Pfeifen, klatschen, schreien: Alles ist erlaubt! Hauptsache, der Vogel macht es sich nicht zu gemütlich an der Wand.
- Attrappen
Möglichst lebensechte Attrappen können dem Specht suggerieren, ein Revier wäre bereits besetzt oder es bestünde gar Lebensgefahr. Geeignet für die Specht-Abwehr sind daher Nachbildungen von Artgenossen oder Fressfeinden. Auch das Aufmalen von Greifvogel-Silhouetten kann helfen, greift jedoch drastisch in die Gestaltung einer Fassade ein. Wichtig: Wie bei allen Attrappen kann ein Gewöhnungseffekt erste Erfolge zunichtemachen.
Abschließen möchte ich mich diesmal mit einem Appell an Sie richten: Seien Sie den Spechten nicht böse! Die Tiere müssen sich täglich Nahrung suchen. Aufgrund des Insektensterbens wird das für sie immer schwieriger. Wenn der Specht bei Ihnen anklopft, weiß er nicht, dass er sich an ein Haus krallt. Er denkt, er hat einen besonders aussichtsreichen Baum gefunden. Bitte haben sie daher ein bisschen Verständnis für ihn. Die obenstehenden Tipps helfen hoffentlich, auch in bewohnten Gebieten für ein gutes Verhältnis zwischen Menschen und Buntspechten zu sorgen.
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Unser Autor Michael Leibold ist Produktsegmentmanager WDVS, Flachdach & Blowing Wool bei Knauf Insulation. In seiner Fachkolumne „Hinter der Fassade“ beleuchtet er Themen aus dem Fassadenbereich und erläutert Lösungen für branchenbekannte Herausforderungen. Mehr unter www.knaufinsulation.de/hinter-der-fassade |
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